Jetzt zu dritt - Roman by Bastei Lübbe

Jetzt zu dritt - Roman by Bastei Lübbe

Autor:Bastei Lübbe [Lübbe, Bastei]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-10-10T16:00:00+00:00


Neuntes Kapitel

Lothar findet es auch eine tolle Idee, mal wieder einen ›Alte-Kumpel-Abend‹ zu machen.

»Herrlich!«, hat er am Telefon gesagt. »Das ist doch ideal, um mal wieder so richtig die Seele baumeln zu lassen. So ganz ohne Verpflichtungen und Einschränkungen. Wahre Freunde sind doch ein Geschenk Gottes.«

Ich hatte ihm zugestimmt – allerdings mit einem leicht schlechten Gewissen.

Jetzt sitzen wir an unserem Lieblingstisch beim Spanier und studieren die Tapas-Karte.

Lothar leckt sich schon die Lippen. »Ich glaube, wir sollten es machen wie immer: Wir bestellen so gut wie alles und teilen. Was meinst du?«

»Einverstanden!« Ich rufe den Kellner ran.

Dann sehen wir uns lächelnd an.

»Mensch, du siehst echt gut aus«, sagt er. »Hab ich neulich auch noch zu Frauke gemeint. Angela tut dir einfach gut. Frauke und Antonie sind ja auch nach wie vor schwer verliebt. Jetzt muss wohl nur noch ich die Richtige finden …«

Er greift einen Bierdeckel und dreht ihn zwischen den Fingern.

Vor ein paar Wochen hat seine aktuelle Freundin Olga ihn nach kurzer gemeinsamer Zeit verlassen. Nachdem Frauke und er sich vor fast zwei Jahren getrennt hatten, hatte er ein paar Versuche unternommen, die ›Richtige zu finden‹. Leider sind sie alle fehlgeschlagen, und nun ist er entmutigt.

Das Single-Dasein bekommt ihm aber nicht. Er neigt dann zur Weinerlichkeit. Das kenne ich nur zu gut. Schließlich sind wir seit etlichen Jahren befreundet.

»Sie wird irgendwo schon auf dich warten. Da bin ich ganz sicher!«, weiß ich und nicke ihm zuversichtlich zu.

Er grinst schief.

»Dein Wort in Gottes Gehörgang«, brummelt er. »Aber lass uns nicht zu viel darüber reden, sonst werde ich ganz zappelig und habe das Gefühl, ich muss raus auf die Straße, um jeder Frau ins Gesicht zu schauen – ob sie vielleicht diejenige welche ist.«

»Das ist ja schon mal ein ganz falscher Ansatz«, belehre ich ihn. »Du weißt doch, dass du ihr sowieso begegnen wirst – egal, ob du dich nun auf der Straße rumtreibst oder einfach ganz gemütlich mit deiner besten Freundin hier hocken bleibst. Wenn du sie treffen sollst, dann wirst du sie treffen. Hier. Dort. Egal, wo!«

Lothar sieht mich zweifelnd an.

»Denk an Angela und mich«, erinnere ich ihn. »Ich musste auch zuerst auf dem Schwoof Lena begegnen, damit ich auf diesem Wege irgendwie ihre Mutter und somit die absolut richtige Frau für mich treffen konnte. Das war vom Schicksal doch verteufelt gut ausgedacht, oder?«

Jetzt bewegen sich seine Mundwinkel schon wieder etwas nach oben.

Aber offenbar ist das Thema ›die richtige Partnerin‹ doch nicht so ideal für unseren geplanten Kumpel-Abend. Also frage ich ihn nach den beiden Katzen, seinem Job, seiner Mutter und den Urlaubsplänen.

Es tut gut, mal wieder ausgiebig mit ihm zu plauschen. Das haben wir in der letzten Zeit wirklich viel zu selten getan.

Mein schlechtes Gewissen regt sich leise. Ich investiere viel Zeit in meine Beziehung zu Angela. Geradezu eifersüchtig wache ich über die gemeinsame Freizeit und möchte am liebsten kein Stückchen davon hergeben.

Doch das hat auch seinen Preis.

»Findest du eigentlich, dass ich unsere Freundschaft vernachlässige?«, unterbreche ich Lothar mitten in seinen Ausführungen zum geplanten Skiurlaub diesen Winter.

Er klappt den Mund zu und sieht mich nachdenklich an.



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